Der jüdische Friedhof in Moisling - der größte seiner Art in Schleswig-Holstein

Zu den am besten erhaltenen wenigen Spuren einer jüdischen Kultur in Schleswig-Holstein gehört der Friedhof in Moisling. Er ist der größte im nördlichsten Bundesland und untersteht seit 1960 der jüdischen Gemeinde in Hamburg.
 

Kapelle des Jüdischen Friedhofs in Lübeck-MoislingEine hohe Backsteinmauer schirmt den Friedhof von der Straße ab. Am Ende der Mauer liegt die kleine, mittlerweile renovierte Trauerkapelle und das Wächterhäuschen. Die Ursprünge des jüdischen Friedhofs gehen auf 1650 zurück. Er entstand, als sich nach dem 30jährigen Krieg Juden in Moisling ansiedelten und blieb auch erhalten, als sich die Gemeinde auflöste und eine neue in Lübeck gegründet wurde. Die erste Bestattung wurde 1724 vollzogen; der stark verwitterte Grabstein des damals beerdigten Juden, Chajim Spanier, soll noch dort stehen.


An der Stelle der ursprünglichen Friedhofshalle steht heute eine neue, größere. Die Kosten dafür übernahm ein früherer Lübecker, Sir Albert Levy aus London, dessen Eltern und Schwester auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die Zeit des Nationalsozialismus hat das Gräberfeld weitgehend unbeschädigt überstanden obwohl es als jüdisches Eigentum zwangsweise eingezogen wurde. Der Friedhof legt nicht nur beredtes Zeugnis über eine unheilvolle Geschichte ab, er ist darüberhinaus auch Spiegelbild jüdischer Kultur in der Hansestadt. Dort liegen mehrere weit über die Grenzen Lübecks hinaus bekannte Persönlichkeiten: Der Rabbiner Dr. Salomon Carlebach und seine Frau Esther, (Großeltern des Lübecker Ehrenbürgers und Rabbiners Felix Carlebach), die beiden Söhne Alexander, und Dr. David Carlebach, Rabbiner in Halberstadt. Ihre letzte Ruhestätte fanden dort auch Siegfried und Rosalie Mühsam, die Eltern des im KZ Oranienburg ermordeten Schriftstellers und Pazifisten Erich Mühsam. Nicht nur Juden aus Lübeck, sondern auch aus Mecklenburg, Holstein, Polen und Russland wurden dort bestattet.

 

Blick über die Friedhofsmauer Im hinteren Teil liegt das Gräberfeld, auf dem die Opfer des KZs Bergen-Belsen ruhen. In seiner Nähe wurde 1960 ein Ehrenmal zum Gedenken der sechs Millionen ermordeten Juden errichtet.

Viele Grabsteine stehen schief auf eingesunkener Erde, ihre Inschriften sind überwiegend verwittert. Steine aus jüngerer Zeit sind daran zu erkennen, dass sie hebräische und deutsche Inschriften tragen. Daneben sind jüdische
Symbole wie Davidstern, segnende Hände und eine Wasserschale mit Kanne eingraviert. 

Auf den jüdischen Friedhöfen gilt die ewige Totenruhe
Die Zahl der Gräber wird auf 1020 geschätzt. Derzeit finden noch Beerdigungen statt. Wenn der Friedhof voll belegt ist, wird er geschlossen. Zeitlich begrenzte Belegungsfristen gibt es nicht. Denn nach jüdischer Auffassung ist der Friedhof ein geheiligter Ort der Ruhe. Dem Toten gehört die Erde, in die er gebettet wurde mit allem, was auf dem Grab wächst. Es ist unantastbar, bis an das "Ende der Tage." Ebenso lehnt der jüdische Glaube Einäscherungen
ab.

Wo befindet sich der jüdische Friedhof?

Niendorfer Str.
23560 Lübeck

Ansprechpartnerin:

Stand: 03.07.2013                                    Zurück zur Startseite